Osnabrück im Nordwesten Deutschlands ist eine Großstadt mit florierendem Einzelhandel. Im Zentrum, am Ufer des Flusses Hase, bietet seit 1910 L&T Lengermann & Trieschmann das umfangreichste Modesortiment in weitem Umkreis. Zehn Millionen Kunden shoppen hier jedes Jahr. 2018 haben die Inhaber ein 5.000 Quadratmeter großes Sporthaus dazugebaut. Es bietet alle erdenklichen Freizeitutensilien von Laufschuhen bis Surfbrett für Training jeder Art. Der Clou des neuen Sporthauses befindet sich im Untergeschoss: die „Hasewelle”, eine bis zu 1,4 Meter hohe „stehende Welle” in einem 7,5 mal 15 Meter großen Schwimmbecken. Hier kann man Surfen in der City. Auch ein Fitnessstudio und ein speziell klimatisierter Raum für Höhentraining gehören zum neuen Haus. Kieback&Peter erhielt den Auftrag, alle technischen Anlagen in eine smarte Steuerungs- und Regeltechnik zu integrieren.
Bestes Klima zum Surfen, Shoppen und Trainieren
L&T ist eine der besten Einkaufsadressen Osnabrücks. Das Traditionsunternehmen bietet auch ein Restaurant sowie eine Markthalle mit Bars und Bistrots. Die Inhaber beschlossen, die Attraktivität und den Mehrwert von L&T mit einem neuen Sporthaus weiter zu steigern. Der Neubau bedeutete den größten Flächenzuwachs in der Unternehmensgeschichte. Kieback&Peter hatte bereits vor Jahren im Bestandshaus sowie im L&T Logistikcenter intelligente Gebäudeautomationen eingerichtet und erhielt auch diesmal den Auftrag.
Bei diesem Projekt waren die Herausforderungen für das Osnabrücker Büro von Kieback&Peter allerdings deutlich größer: Einerseits sollten Heizung, Klimatisierung, Lüftung und Beleuchtung des Neubaus in die vorhandene Automation der Bestandsgebäude integriert werden. Andererseits galt es, eine komplexe Lüftungsstrategie für den Bereich der „Hasewelle” zu entwickeln und umzusetzen: Die „stehende Welle” und ihr Schwimmbecken im Untergeschoss liegen nämlich offen und sind über Galerien bis vom dritten Obergeschoss aus sichtbar. Für den Kunden war es daher wichtig, dass keine Luftfeuchtigkeit in die Verkaufsräume gelangt. Die smarte Regelungstechnik sollte dafür sorgen, dass die Antriebspumpen der Welle nur starten können, wenn die Belüftungsanlagen einwandfrei arbeiten. Die Pumpen bewegen bis zu zwölf Kubikmeter Wasser pro Sekunde, das entspricht etwa 120 gefüllten Badewannen. Eine weitere Anforderung an die Regelung war es, die Stickstoffanreicherungs-Anlage eines Drittanbieters für die Räume des Höhentrainings in das System einzubinden. Büroleiter Hans-Heinrich Pörtner und sein Team blieben angesichts der Herausforderungen gelassen – für sportliche Aufgaben sind sie gut trainiert.
Tausende Komponenten – Neutrino-GLT visualisiert sie nachvollziehbar
„Mit guten Partnern auf der Baustelle gelingt alles“, sagt Pörtner. In enger Abstimmung mit den Bauherrn und den beteiligten Gewerken gelang es ihm, dass alle Anlagen pünktlich zum Eröffnungstermin im smarten System von Kieback&Peter eingebunden waren und alles tadellos lief.
Im Zentrum der Automationslösung steht das Gebäudeleitsystem Neutrino-GLT. Es war bereits zur Regelung der Technik in den Bestandsgebäuden vorhanden. Neutrino-GLT ist eine zentrale Monitoring- und Steuerungssoftware, die auf einem Server in der Technikzentrale arbeitet. Via Verkabelung/IP kommuniziert die Software mit der gesamten Gebäudetechnik. Auf dem PC-Bildschirm des technischen Leiters von L&T sind jetzt sämtliche Parameter aller Anlagenteile im Bestands- und Neubau einsehbar – visualisiert auf einer intuitiv verständlichen grafischen Benutzeroberfläche. Diese Oberfläche stellt alle Komponenten und Betriebszustände schematisch dar. Bei Bedarf lässt sich jeder Soll-Wert komfortabel ändern. Tritt in der Anlage eine Störung auf, beispielsweise an einer Kältemaschine oder einem Schieberventil im Heizkreislauf, sendet Neutrino-GLT automatisch eine SMS an den zuständigen Haustechniker. Die SMS-Benachrichtigung gewährleistet schnelle Reaktionszeiten und sorgt für ein hohes Maß an Betriebssicherheit. Per gesichertem Fernzugriff können kleinere Störungen via PC unverzüglich und von überall aus diagnostiziert und dadurch zeitnah behoben werden.
Sensoren und Aktoren für intelligente Gebäudeautomation
Die eigentlichen physikalischen Schalthandlungen der Gebäudeautomation finden im neuen L&T Sporthaus in acht Informationsschwerpunkten statt: In diesen, über das gesamte Gebäude verteilten Schaltschränken, haben Pörtner und sein Team neun flexible Controller des Typs DDC4000 von Kieback&Peter installiert. Sie kommunizieren sowohl mit Neutrino-GLT als auch untereinander und mit den Feldgeräten an 2.500 physikalischen Datenpunkten. Die Feldgeräte erledigen die Arbeit vor Ort: Sensoren ermitteln beispielsweise im Bereich der „Hasewelle” die Luftfeuchtigkeit und in den Verkaufsräumen die Temperatur und übermitteln diese Werte an die DDCs. Aktoren führen die Steuerbefehle der DDCs aus – beispielsweise ein Stellantrieb in der Belüftungsanlage, der zur „Hasewelle” mehr entfeuchtete Zuluft leitet.
In die Automationslösung sind unter anderem acht raumlufttechnische Anlagen (RLT-Anlagen) eingebunden, die alle Räume des neuen Sporthauses be- und entlüften. Bei Bedarf kühlen sie die Zuluft. Die leistungsstärkste RLT-Anlage kann bis zu 140.000 Kubikmeter Luft pro Stunde umsetzen. Die RLT-Anlage des Bereichs „Hasewelle” verfügt zusätzlich über eine Luftentfeuchtung. Zusammen mit durchdachter Luftführung ist es so gewährleistet, dass keine Feuchtigkeit der „Hasewelle” zu den Verkaufsflächen gelangt. Den Bereich Höhentraining beliefert die Anlage bedarfsgerecht mit vorkonditionierter Zuluft. Der Datenaustausch mit deren Stickstoffanreicherungs-Anlage eines Drittanbieters erfolgt via BACnet/Modbus.
Das smarte Regelungssystem von Kieback&Peter sorgt nicht nur für gutes Klima beim Shoppen und Surfen. Im traditionsreichen Kaufmannshaus wird auch gern gesehen, dass die moderne Anlage hocheffizient und energiesparend arbeitet.